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Macht Euch auf einen längeren Artikel gefaßt, Leute. Es geht um ein wichtiges Thema, um alte Feinde von PANTHERION: Vampire! Vor ein paar Tagen kam die erste Anfrage einer OMEN-Leserin an Melchior v.·. Wahnstein rein – woher kommen eigentlich die vielen Schilderungen von Vampiren ausgerechnet in der Steiermark? Tatsächlich hat das waldreiche Land ja nicht nur Äpfel, Schilcher und Kürbiskernöl zu bieten, sondern ist seit jeher eben auch ein beliebtes Jagdgebiet der unheimlichen Blutsauger!
Seinen ersten Niederschlag in der Literatur fand dies in der Novelle Carmilla (erschienen 1872 im Sammelband In a Glass Darkly) des irischen Schriftstellers Sheridan Le Fanu. Darin beschreibt er die Untaten der Komteß Mircalla Karnstein, einer lesbischen Vampirin, die in einem mit Blut gefüllten Sarg zu liegen pflegte.
Aufmerksam gemacht wurde Le Fanu auf die düsteren Seiten der Steiermark durch einen Reisebericht. Die Besitzerin des Schlosses Hainfeld bei Feldbach, Gräfin Johanna Anna von Purgstall stammte nämlich aus Schottland, sie war eine gebürtige Cranstoun (man beachte die Ähnlichkeit mit dem Namen Karnstein!). Alt und krank wünschte sie sich noch einmal einen Besuch aus ihrer Heimat. Sie erhielt ihn auch, und zwar in Form eines Seemans, Abenteurers und Forschungsreisenden namens Basil Hall, der im Alter dem Wahnsinn verfallen sollte. Zuvor erschien aber noch seine Niederschrift Schloss Hainfeld oder: Ein Winter in der Steiermark (1836).
Darin brachte er seinen britischen Landsleuten die Steiermark nahe, jenem “… so entlegenen Lande, von dem wir nichts wußten”. Und er berichtete von “den schwer zugänglichen, von dumpfen Bauernvölkern besiedelten Gebieten, in denen ein zügelloser Aberglaube den verschiedensten Ängsten und Schrecken Gestalt verleiht“. Es ist anzunehmen, daß Sheridan Le Fanu bei seinen Nachforschungen auf die Aktivitäten der Vampire stieß und seine Erzählung deshalb auch gleich hier ansiedelte.
Carmilla übte einen starken Einfluß auf einen anderen, wesentlich bekannteren Iren aus, dem auch eine Mitgliedschaft im berühmten magischen Orden Golden Dawn nachgesagt wird: Bram Stoker. Sein 1897 erschienener Dracula sollte ursprünglich ebenfalls in der Steiermark spielen! Deutliche Hinweise darauf finden sich etwa noch im posthum (1914) veröffentlichten Dracula’s Guest – das ursprünglich als Einleitungskapitel Teil des weltberühmten Romans hätte sein sollen: Darin ist Jonathan Harker auf seiner Reise in Richtung Rumänien; es ist Walpurgisnacht. In der Nähe von München entdeckt er ein Grab – das der “Gräfin Dolingen zu Graz”. Durch den Marmor der Grabplatte ist ein riesiger eiserner Pflock getrieben.
Stoker sollte einen mysteriösen Tod sterben; es hieß später nur, es wäre “Erschöpfung” gewesen … Weshalb er die Heimat seines legendären Vampirs von der Steiermark nach Transsilvanien verlegte (das damals ja noch zu Österreich-Ungarn gehörte)? Dafür könnten mehrere Aspekte verantwortlich sein:
Zum einen gab es den 1775 erschienenen Vampir-Erlaß von Maria Theresia, auf den er sich bezogen haben könnte. Der erschien als Reaktion auf eine regelrechte Vampir-Hysterie, die damals in der Donaumonarchie herrschte. Die Kaiserin verbat darin ihren mährischen Untertanen die (sicherlich in einer vorchristlichen Tradition wurzelnden) weit verbreiteten Abwehrmaßnahmen gegen die Untoten wie Pfählen, Kopfabschlagen und Verbrennen der Leichen. Dazu rang sie sich aber erst durch, nachdem sie ihren Leibarzt Gerard van Swieten die ganze Sache ausführlich untersuchen hatte lassen. (Van Swieten stand neben Le Fanus Protagonist Martin Hesselius übrigens Pate für Stokers Vampirjäger Abraham van Helsing.)
Zum anderen traf Stoker 1890 mit einer äußerst schillernden Persönlichkeit zusammen (wie es heißt, bei einem Treffen des Golden Dawn): dem ungarischen Orientalistik-Experten, Abenteurer und Geheimagenten Hermann Vámbéry. Dieser machte ihn auf Legenden um die historische Gestalt des Vlad III. Drăculea, des Pfählers, aufmerksam. Der Rest ist Geschichte – nur nicht in Rumänien selbst, wovon ich mich selbst vor ein paar Wochen überzeugen konnte! Auf einer Reise in die Karpaten trafen wir auf archaische Mythen und mit absoluter Selbstverständlichkeit gelebte, teils brutale volksmagische Bräuche im Umgang mit Wiedergängern. Mein Bericht darüber findet sich unter den Neuigkeiten auf meiner Homepage, bei “29. September bis 4. Oktober 2011 – Magische Spurensuche in Rumänien”. Dort sind auch die bei dieser Reise entstandenen zwei Teile der ATV-Reportage Vampirjäger verlinkt.
Soweit zumindest die offiziellen Darstellungen. PANTHERION hat jedenfalls schon länger mit den Nachzehrern zu tun als die Literaten und weiß um die echten Gefahren, die mit ihnen verbunden sind. Daher liegt auch die Vermutung nahe, daß die schriftstellerischen Bemühungen und die damit einhergehende Aufmerksamkeit auf paranormale Vorgänge in der Steiermark der Grazer Organisation ein Dorn im Auge war. Und daß die damaligen Mitglieder ihre Kontakte nutzten, um Bram Stoker zu “überzeugen”, seinen Roman doch woanders spielen zu lassen …
Die Wesen, mit denen PANTHERION zu tun hat, haben nebenbei bemerkt wenig mit ihren ach so anziehenden Vertretern auf der Leinwand zu tun, wie uns Melchior v.·. Wahnstein im ersten OMEN klarmacht: “Vampire waren aber wohlgemerkt nicht die stylishen Untoten, als die gern dargestellt wurden. Sie waren vielmehr wie in die Ecke getriebene, unbarmherzige Raubtiere: Bleich, ständig sterbend, ständig voneinander zehrend, auf ewig in einer erlöschenden Welt dahinsiechend. Süchtig nach Energie. – Die erotischen Bisse in den Nacken? Vergangenheit. Heutzutage saugten sie ihren Opfern die Lebensenergie aus, indem sie sie qualvoll zu Tode küßten.”
Es sind Wesen aus einer anderen Dimension, die sich vermittels eines magischen Mudras (das an den altägyptischen Gott des Schweigens, Harpokrates, erinnert) in der unseren nicht nur materialisieren und wieder entmaterialisieren können, sondern auch die Macht haben, Menschen in Besitz zu nehmen und gegen deren Willen zu steuern. Sie sprechen eine eigene, unverständliche Sprache: “… die ihnen das Blut in den Adern gefrieren ließ. Man konnte es nur als Zischen und Fauchen bezeichnen, und obwohl er sie noch nie gehört hatte, wußte Alexander instinktiv, daß sie der „Gräfin“ gehörte. Die „Gräfin“, erklärte er, war eine der ältesten Feinde PANTHERIONs, eine Anführerin in der Dimension der Vampire. Aus purer Lust daran, andere zu quälen, bemächtigte sie sich immer wieder der Körper irdischer Frauen und lebte durch diese ihren Sadismus aus. Zu ihren „Behältern“ gehörten die Gattin des Gilles de Rais, Erzsébet Báthory, Mircalla Karnstein und Carmilla. Aber in den Archiven des VR-Systems fanden sich noch genügend Hinweise darauf, daß sie über die Jahrhunderte auch andere, unbekannte Frauen zum Kanal ihres Vampirismus gemacht hatte. Hin und wieder gefiel sie sich wohl auch darin, unsere Dimension in ihrer eigenen Gestalt zu betreten.“
Aus irgendeinem Grund reagieren Vampire allerdings allergisch auf Kristalle – sie stellen praktisch das einzige Mittel dar, das PANTHERION im Kampf gegen sie zur Verfügung steht … zumindest bis eine junge Frau mit einem ganz speziellen Tattoo auf ihrem Rücken auftaucht! Aber das ist eine andere Geschichte und wird im Pilotfilm erzählt. Hier abschließend also noch ein Ausschnitt daraus: Alexander Freytag, der sie mit letzter Kraft und einem Kristall gegen einen Vampir verteidigt.